Lorke, Lurke, Blümchenkaffee – schlechter Kaffee

Schlechten Kaffee findet man überall – wobei aus eigener Erfahrung öfter an Tankstellen als anderswo. Doch auch das ist im Wandel. Trotzdem stellt sich die Frage: Wie kann es passieren, dass man schlechten Kaffee aufbrüht? Und woher kommen diese vielen ungewöhnlichen Namen für schlechten Kaffee: Lorke, Lurke, Blümchenkaffee, Gesöff, Plörre, Blärpe et cetera.

 

Schlechter Kaffee – Blümchenkaffee

 

Dieser Begriff wird laut Duden vorrangig im sächsischen Bereich verwendet, um schlechten und dünnen Kaffee zu bezeichnen. Die genaue Herkunft ist nicht unbedingt geklärt, aber die Sprachforscher gehen davon aus, dass der Kaffee (damals als dieser Begriff entstand) oft so dünn und damit durchsichtig aufgebrüht war, dass man das Blümchenmuster in der Tasse sehen konnte. Das kann mit der Tassenserie „Gestreute Blümchen“ der Porzellanmanufaktur Meißen aus dem Jahre 1815 zusammenhängen. Am Tassenboden war eine Blume aufgemalt, die bei sehr dünnem Kaffee sichtbar geblieben wäre. 

Nach einer anderen Deutung geht die Bezeichnung auf die blaublühende Zichorie zurück, deren Wurzeln zur Zeit des Kaffeeimportverbotes von Friedrich II. und während der napoleonischen Kontinentalsperre in großen Mengen in Zichorienfabriken zu Kaffeeersatz verarbeitet wurden, also Kaffee aus „Blümchen“.

Die scherzhafte Steigerung davon ist Schwerterkaffee. Dazu musste der Kaffee so dünn sein, dass man das Logo, zwei gekreuzte Schwerter, der Porzellanfabrik auf der Unterseite der Tasse "sehen" konnte. 

 

Schlechter Kaffee – Lorke und Lurke

 

Lorke, Lurke, Lorge alle Begriffe meinen dasselbe: ein sehr dünnes, nicht wohlschmeckendes Getränk, meistens ist damit Kaffee gemeint. Auch dieser Begriff stammt aus der Zeit als Ersatzkaffee aus Zichorien oder Malz weitverbreitet war. Die Wortherkunft stammt vermutlich aus dem Französischen ab: L’orge, heißt Gerste, woraus man wiederum (Gersten)Malz machen kann. Eine andere Deutung bringt das Lateinische Lora ins Spiel, das Tresterwein bedeutet. Seien wir mal ehrlich, die genaue Herkunft des Wortes ist egal. Wenn Kaffee eklig schmeckt, heißt er einfach nur „Bäh!“

 

Schlechter Kaffee – Plörre, Blärpe, Brühe, Plämpe

Und es gibt noch viel mehr Begriffe und Wörter, um schlechten und dünnen Kaffee zu bezeichnen. Da hat vermutlich jede Region, vielleicht auch jede Familie einen eignen. Viele stammen aus dem Französischen und viele aus dem Lateinischen. Sie alle haben aber eins gemein: Sie meinen denselben dünnen Kaffee, der einen faden und kaum aromatischen Geschmack in unserem Mund hinterlässt. Vor allem wird beim Aufbrühen zu viel Wasser auf zu wenig Kaffee verwendet. Das erkennst du an der fast durchsichtigen Färbung und vor allem am Geschmack.

 

Schlechter Kaffee – Wie kommt’s?

 

Schlechter Kaffee entsteht aber nicht nur, weil man in eventuell zu dünn aufbrüht. Das kann ja mal passieren. Viel schlimmer ist es, wenn man sein Equipment nicht oft genug und gut genug reinigt. Egal ob Vollautomat, Mühle, Pumpkanne et cetera. Wenn man seine Kaffeemaschinen nicht reinigt, dann können sich Kaffeeöle absetzen und ranzig werden oder noch schlimmer Mikroorganismen und Bakterien entstehen und gelangen in den Kaffee. Dadurch schmeckt der Kaffee irgendwann eklig und wird sogar gesundheitsbelastend. Also immer daran denken, Reinheit kommt vor dem guten Kaffee. Das gilt umso mehr für Maschinen, die auch Milch verarbeiten – wie etwa Vollautomaten –, denn Milch verdirbt schneller und schlimmer für Geschmack und Gesundheit.

 

Schlechter Kaffee – Wie verhinderst du ihn?

 

Schlechten Kaffee verhindern beginnt mit guten Bohnen – von uns zum Beispiel. Aber auch unsere Bohnen kann man zu Blümchenkaffee verarbeiten. Deshalb ist die Brew Ratio ganz wichtig, also das Verhältnis von Wasser zu gemahlenem Kaffee. Und dieses Verhältnis ist bei jedem Getränk beziehungsweise bei jeder Zubereitungsmethode anders. Nehmen wir den Filterkaffee: hier empfehlen wir 6 bis 7 g Kaffee pro 100 ml Wasser. Als nehmen wir an du willst 300 ml Kaffee machen, dann brauchst du circa 20 Gramm frisch gemahlenen Kaffee. Das Ergebnis – wenn du auch gut aufbrühst – schmeckt sicherlich nicht dünn, ist aber „dünner“ als Espresso. Bei dem verwendest du schließlich 8 bis 10 Gramm Kaffee auf knapp 40 Milliliter. Kurzum: Wenn die Bohnen gut sind und die Brew Ratio passt, dann kann so viel gar nicht mehr schiefgehen.

 

Schlechter Kaffee – was tun?

 

Bekommst du Lorke, Plörre oder Blümchenkaffee serviert, hast du verschiedene Möglichkeiten. Je nachdem, von wem du ihn serviert bekommst.

 

  1. Ausspucken, Mund auswaschen, woanders guten Kaffee besorgen (falls du für deinen Kaffee bezahlt hast)
  2. Gute Miene zu bösem Spiel machen und ihn trinken, außer du magst die Gastgeber nicht, dann geht auch Punkt 1
  3. Viel Milch und Zucker dazu geben, dann ist es halt ein anderes Getränk (wenn man die Gastgeber mag)
  4. Einen Schluck nehmen und dann Wasser trinken (wenn der Gastgeber fragt, ob der Kaffee nicht geschmeckt hat, gibt es Option Wahrheit oder Option „bekomme Herzrasen von Koffein“)

 

Die Möglichkeiten sind unendlich … lass deiner Fantasie und Kreativität freien Lauf.

 

Schlechter Kaffee – Gerhard Polt

 

An dieser Stelle möchte ich gern Gerhard Polt zitieren. Denn er hat wohl die beste und auch lustigste Version eines schlechten Kaffees entwickelt: den schwedischen Kaffee. Du kennst den schwedischen Kaffee nicht? Ja, wo lebst du denn? Dann erkläre ich dir den schwedischen Kaffee. Du nimmst eine große Tasse und schmeißt ein 10-Cent-Stück rein. Dann füllst du so lange Kaffee auf, bis du das Zehnerl nicht mehr siehst. OK? Und dann füllst du wieder einen klaren Schnaps so lange auf, bis du die Münze wieder siehst. 

Das ist jetzt per se kein Blümchenkaffee, aber den Namen Plörre, Lorke und Gesöff hat es schon verdient. Ich habe das mal ausprobiert, glaub mir also, wenn ich sage: Geschmacklich kann das ohne Probleme mit schlecht aufgebrühtem Kaffee mithalten. Der einzige Vorteil ist, dass du nach wenigen Schlucken einen sitzen hast.

 

Schlechter Kaffee – Fazit

 

Früher – als Kaffee ein Luxusprodukt und somit nur für wenige Menschen erschwinglich war – hat man Blümchenkaffee oft angetroffen. Guter Bohnenkaffee wurde häufig gestreckt und verdünnt oder durch ähnlich schmeckende Getränke wie Zichorienkaffee oder Malzkaffee ersetzt. Heute kann sich eigentlich jeder gute Kaffee leisten, und trotzdem trifft man schlechten Kaffee immer noch an. Ob du es glaubst oder nicht, Blümchenkaffee oder Plörre lauert überall: bei den Schwiegereltern, an Tankstellen, auf Raststätten, in Restaurants und sogar Cafés und manchmal auch bei guten Freunden. Bei den meisten ist es keine böse Absicht, sondern eher Unwissenheit und Nachlässigkeit. Also immer ruhig bleiben und auf die nächste Tasse guten Kaffee hoffen! Apropos, hier findest du unseren hervorragenden Kaffee im Shop.

 

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