Ein Interview mit Stephanie Borchardt #Keramikmeisterin

Oft genug geht man am Schaufenster in der oberen Ludwigstraße im Ortsteil Partenkirchen vorbei und meistens bleibt man daran hängen. In diesem Ausstellungsraum ist handgetöpferte Keramik ausgestellt. Unterschiedliche Farben in Pastell Tönen wechseln sich ab und machen jede Vase, jede Tasse, jeden Teller, Schüssel und Co. zu einem individuellen Kunstwerk.

 

Da wir auf der Suche nach besonderen Tassen waren, entschlossen wir uns einfach mal bei der angegebenen Telefonnummer anzurufen um einen Termin zu vereinbaren. Gesagt – getan und so machte ich mich mit unseren Mustertassen auf in die Triftstraße 22 in Stefanie Borchardt´s Werkstatt. Von außen unscheinbar, öffnete sie mir bei meiner Ankunft die Tür und ich war begeistert – eine entzückende Keramikwerkstatt versteckte sich hinter der Garagentür.

 

Wir waren sofort auf einer Wellenlänge und Steffi war wunderbar neugierig was wir benötigten und sprudelte vor Ideen und Möglichkeiten. So entstanden unsere ganz eigenen Wildkaffee-Becher in verschiedenen Größen, Farben und Formen. Wir waren alle super happy so eine engagierte Handwerkerin an unserer Seite zu haben. Das handgetöpferte Geschirr in einem türkis Ton passte unglaublich gut zu unserer sonst cleanen Raumatmosphäre und wirkte auf unserer Linoliumoberfläche einfach besonders. Das empfand auch unsere Kundschaft so und die Nachfragen nach dem Erwerben der besonderen Keramik stieg somit stetig. So kam es, dass wir die Tassen in unserer Rösterei im Ladenverkauf aufnahmen.

 

Steffi experimentierte immer mehr mit Formen und Farben und ein Keramikteil war schöner als das andere, so entstanden auch die To-Go Keramikbecher. Die erfahrene Meisterin stellte sich auch schon des Öfteren für Tassenexperimente zu Verfügung. Gerade bei Kaffee Wettbewerben benötigen wir immer besondere Tassenformen, nicht nur das perfekte Rezept ist wichtig, sondern auch die richtige Tasse kann von Kaffee zu Kaffee unterschiedlich von Vorteil sein. Der gleich gebrühte Filterkaffee schmeckt in unterschiedlichen Tassenformen immer anders. Deswegen wird bei Verkostungen darauf geachtet, die perfekte Tassenform zu finden, um das Maximum an Geschmacksvielfalt aus dem Wettbewerbskaffee herauszuholen.

 

Steffi unterstützte bereits unseren Barista Robin bei seinem ersten Wettbewerb in Innsbruck 2019 und ist immer für Neues offen, ein weiterer Grund, weshalb es immer unglaublich Spaß macht mit ihr zu arbeiten.

Damit auch ihr einen Einblick in die Keramikwelt der Steffi Borchardt bekommen könnt, haben wir uns erneut mit ihr in ihrer Werkstatt verabredet, um ein paar Fragen zu stellen und ein paar Eindrücke für Euch zu schießen und festzuhalten.

Viel Spaß wünscht Euch Eure Liselotte von Wildkaffee

 

INTERVIEW:

Steffi, seit wann arbeitest Du als Keramikerin?
Meine Ausbildung zur Keramikerin habe ich im Mai 1976 begonnen.


Wie bist Du zu diesem Handwerk gekommen?
Ursprünglich war es für mich eine Vorbereitung auf die Ausbildung zur Ergotherapeutin. Allerdings hat mich das Handwerk dann so begeistert, dass ich dabei geblieben bin.


Wo hast Du Deinen Beruf erlernt?
In der keramischen Werkstatt W. Kagel, vor Ort. Leider gibt es diese Werkstatt nicht mehr.


Was macht Dir am meisten Spaß?
Das Experimentieren - ich bin immer auf der Suche nach etwas Neuem. Immer das Gleiche zu machen würde mich auf Dauer schrecklich langweilen.


Welchen Ton verwendest Du?
Meine Tone beziehe ich aus dem Westernwald, dort gibt es sehr gute Steinzeugtone. Diese werden mir in Pulverform geliefert, anschließend mische ich nach meinen eigenen Rezepten im Keller mit Wasser an.


Wie genau entstehen die verschiedenen, bunten Farben?
Bei den Farben der fertigen Keramik spielt der Ton, die von mir entwickelten Engoben und Glasuren und zu guter Letzt der zweite Brand in der offenen Flame eine wichtige Rolle.


Wie ist der Ablauf beim Töpfern?
Der weiche und gut vorbereitete Ton wird auf der Drehscheibe zunächst zu einem Gefäß geformt. Am nächsten Tag ist der Ton bereits etwas trockener und fester, das Gefäß wird versäubert und gegebenenfalls mit einem Henkel versehen. In meinem Fall wird auch direkt die erste Farbe aufgetragen. Als Nächstes folgt ein nicht zu schnelles trocknen an der Luft, anschließend der erste Brand bei 900 Grad. 
Die Gefäße/Stücke sind nun schon in einer relativ stabilen Form und können nun für das Glasieren angefasst werden, es folgt ein ordentliches Säubern des Bodens und dann das sorgfältige einsetzen in den Gasbrennofen für den zweiten und abschließenden Brand bei 1.250 Grad. Meine Keramik wird als Steinzeug bezeichnet. Der spannendste Moment ist natürlich beim Öffnen des Brennofens, meine Keramik wird anschließend nochmal fein säuberlich abgeschliffen. In meinen Glasuren befindet sich kein giftiges Blei! Mein Steinzeug ist strapazierfähig und Spülmaschinen geeignet.


Wie lang dauert ein Brennvorgang?
Ein Glasurbrand dauert rund 10 bis 12 Stunden.


Was ist Deines Erachtens am schwierigsten beim Töpfern?
Das Zusammenspiel und die Abstimmung der verschiedenen Prozesse.


Warum denkst Du, erlebt handgetöpferte Keramik gerade wieder so einen Aufschwung?
Die Sehnsucht der Kunden nach einem individuellen, nachhaltigem Produkt. Genau diese Kunden sind es auch, die einen Besuch in meiner Werkstatt lieben.


Was ist Dein Liebling unter Deinen Werken?
Ganz klar, Vasen. Dieses Thema hat mich über die Jahre immer am meisten begeistert.


Aus welcher Tasse trinkst Du am liebsten?
Die Tassen, die ich für Robin (Robin ist unser Barista in der Showrösterei) entwickelt habe, mag ich besonders. Aber auch Tassen von Kollegen mag ich sehr gerne, das gibt mir das Gefühl mit ihnen verbunden zu sein.


Dein Tipp für die Welt da Draußen?
Weniger ist mehr - die schönen Dinge bereichern den Alltag und auf den kommt es doch definitiv an.


Wo kann man Deine Stücke kaufen?
- Direkt ab Werk, seit diesem Jahr habe ich auch einen eigenen, feinen Ausstellungsraum direkt neben meiner Werkstatt in der Triftstraße 22, Garmisch-Partenkirchen eingerichtet.
- In der Wildkaffee Showrösterei, Bahnhofstraße 8 in Garmisch-Partenkirchen
- Sobald auch wieder alles normal läuft, verkaufe ich mein Steinzeug am Ostersamstag (April) vor dem Trachten- und Modehaus Grasegger, Garmisch-Partenkirchen, sowie auf dem renommierten Diessener Töpfermarkt an Himmelfahrt (Mai) und im August auf dem Murnauer Töpfermarkt.